Was ist LNG (Liquefied Natural Gas)?

LNG ist die Abkürzung für Liquefied Natural Gas, auf Deutsch Flüssigerdgas oder verflüssigtes Erdgas. Seit der Energiekrise und dem Stopp der Gasimporte aus Russland infolge des Ukraine-Kriegs ist dieser Begriff über Nacht zu einer zentralen Säule der Gasversorgung und Versorgungssicherheit in Deutschland und Europa geworden.
Doch LNG ist kein neuer Energieträger, sondern eine Transporttechnologie. Es handelt sich um normales Erdgas (dessen Hauptbestandteil Methan ist), das durch einen extremen Kühlprozess auf ca. –162 °C in den flüssigen Zustand versetzt wird.
Diese Verflüssigung ist ein physikalischer Trick: Sie reduziert das Volumen des Gases um das 600-fache. Erst das ermöglicht es, Erdgas in riesigen LNG-Tanker-Schiffen über Ozeane zu transportieren, unabhängig von Pipelines. So können Exportländer wie die USA, Katar oder Australien verflüssigtes Erdgas an Märkte wie Deutschland liefern.

Der LNG-Prozess: Von der Quelle bis zur Einspeisung
Der Weg des LNG vom Exportländer bis ins deutsche Gasnetz ist eine komplexe technische Kette, die aus vier Hauptschritten besteht:
Schritt 1: Verflüssigung(Liquefaction)
Im Ursprungsland wird das gasförmige Erdgas zunächst umfassend gereinigt. Wasser, CO₂ und Schwefelverbindungen werden entfernt, da sie bei den tiefen Temperaturen gefrieren und die Anlagen beschädigen würden.
Auch höhere Kohlenwasserstoffe wie Propan und Butan werden oft abgetrennt. Das gereinigte Methan wird dann in riesigen Anlagen, sogenannten „Gasverflüssigungszügen“ (Kältekaskaden), auf –162 °C heruntergekühlt, bis es zu Liquified Natural Gas wird.
Schritt 2: Transport im LNG-Tanker
Speziell isolierte LNG-Tanker transportieren das Flüssigerdgas in riesigen, kugel- oder membrangeschützten Lagertanks über die Ozeane. Trotz bester Isolierung erwärmt sich ein kleiner Teil des LNG auf der Reise und verdampft (sogenanntes „Boil-off-Gas“). Dieses Gas geht nicht verloren, sondern wird oft direkt als Treibstoff für den Schiffsantrieb genutzt.
Schritt 3: Ankunft und Regasifizierungin Deutschland
Da Deutschland bis 2022 keine eigenen festen LNG-Terminals besaß, mussten diese in Rekordzeit gebaut werden. Die wichtigsten neuen Standorte sind Wilhelmshaven, Brunsbüttel, Stade und Mukran auf Rügen.
Als schnelle Übergangslösung nutzt Deutschland primär sogenannte Floating Storage and Regasification Units (FSRU). Das sind schwimmende LNG-Terminal-Schiffe. Diese Tankschiffe können das LNG lagern und direkt an Bord wieder in gasförmiges Erdgas umwandeln.
Dieser Prozess wird Regasifizierung genannt: Das eiskalte LNG wird kontrolliert erwärmt (z. B. durch die Nutzung von Umgebungswärme aus dem Meerwasser), bis es wieder gasförmig wird. Zukünftige landbasierte Terminals sollen diesen Prozess noch effizienter gestalten.
Schritt 4: Einspeisung
Nach der Regasifizierung wird das Gas auf den nötigen Druck gebracht, auf seine Qualität geprüft und direkt in das europäische Gasnetz zur Einspeisung freigegeben, wo es sich mit Pipeline-Gas (z. B. aus Norwegen) mischt.
Wichtige Abgrenzung: LNG vs. LPG vs. CNG (Der häufigste Fehler)
LNG wird im Alltag oft fälschlicherweise mit Flüssiggas (LPG) verwechselt. Es sind jedoch fundamental unterschiedliche Produkte, die nicht austauschbar sind.
LNG(Liquefied Natural Gas)
LNG ist verflüssigtes Erdgas. Sein Hauptbestandteil ist Methan (CH4). Es wird für die globale Gasversorgung genutzt, um Pipeline-Gas aus Russland zu ersetzen. Es dient auch als Treibstoff für Schwerlast-LKW (an einer LNG-Tankstelle) und zunehmend für große Schiffe.
LPG(Liquefied Petroleum Gas)
LPG ist das, was wir gemeinhin als Flüssiggas kennen. Sein Hauptbestandteil ist ein Gemisch aus Propan (C3H8) und Butan (C4H10), die als Nebenprodukt bei der Öl- und Gasförderung anfallen.
LPG wird bereits bei Raumtemperatur und geringem Druck flüssig und wird in Gasflaschen (zum Grillen), in Tanks (zum Heizen) und als Autogas (LPG-Tankstellen) verwendet. Es wird nicht ins Gasnetz eingespeist.
CNG(Compressed Natural Gas)
CNG ist komprimiertes Erdgas. Der Hauptbestandteil ist ebenfalls Methan (CH4), es wird jedoch nicht verflüssigt, sondern lediglich unter hohem Druck (ca. 200 bar) komprimiert. Es bleibt gasförmig und wird als Treibstoff für Erdgas-Autos (PKW) genutzt.

Die Nachteile und Kritikpunkte beim Einsatz von LNG
Die schnelle Einführung von LNG zur Sicherung der Versorgungssicherheit ist auch mit erheblicher Kritik und Nachteilen verbunden.
Hohe Kosten und Infrastrukturbindung
Der Bau der LNG-Terminals (ob fest oder schwimmend als FSRU in Wilhelmshaven & Co.) ist extrem teuer. Diese Investitionen binden Kapital für Jahrzehnte an einen fossilen Energieträger und schaffen sogenannte „Lock-in-Effekte“, die den Übergang zu erneuerbaren Energien verlangsamen könnten.
Schlechte Umweltbilanz (Treibhausgasemissionen)
Der Einsatz von LNG ist sehr energieintensiv. Die sogenannte „Kältekette“ – also die Verflüssigung bei –162 °C, der Transport über Tausende Seemeilen (Schiffsantrieb) und die Regasifizierung – verbraucht riesige Mengen an Energie und verschlechtert die Klimabilanz im Vergleich zu Pipeline-Gas erheblich.
Das Methanschlupf-Problem
Bei dieser langen Kette (Förderung, Verflüssigung, Transport, Regasifizierung) entweicht unverbranntes Methan in die Atmosphäre. Dieser Methanschlupf ist ein großes Problem, da Methan ein extrem starkes Treibhausgas ist (etwa 25-mal klimaschädlicher als CO₂). Die Klimabilanz von LNG ist daher oft deutlich schlechter als die von Pipeline-Gas.
Herkunft des Gases (Fracking)
Ein großer Teil des LNG, das Deutschland nun importiert (z. B. aus den USA), stammt aus der umstrittenen Fracking-Methode. Bei diesem Verfahren wird Gestein unter hohem Druck aufgebrochen, was mit erheblichen lokalen Umweltrisiken (Grundwasserbelastung, Erdbebenrisiko) verbunden ist.
Die Zukunft von LNGin Deutschland
LNG ist die neue Realität der Gasversorgung in Europa. Es wird als Brückentechnologie gesehen, um den Übergang zu erneuerbaren Energien abzusichern. Die neuen LNG-Terminals werden daher oft als „H2-Ready” (Wasserstoff-fähig) bezeichnet. Damit ist die Option gemeint, sie zukünftig für den Import von grünem Wasserstoff oder Derivaten (wie Ammoniak oder synthetischem Methan) zu nutzen.
Gleichzeitig wächst der Markt für „Bio-LNG”. Hierbei handelt es sich um verflüssigtes Biomethan (aus Biogasanlagen), das insbesondere im Schwerlastverkehr als klimaneutrale Alternative zu Diesel eingesetzt werden soll.
PowerUP-Pivot: Warum schwankende LNG-Qualität Gasmotoren gefährdet
Die Nutzung von LNG hat eine direkte technische Konsequenz für das deutsche Gasnetz: Die Gasqualität ist nicht mehr stabil. Das Gas im Netz ist nun ein Mix aus verschiedenen Kohlenwasserstoffen: Pipeline-Gas aus Norwegen (H-Gas), LNG aus Katar (oft reines Methan), LNG aus den USA (oft „nasses“ Fracking-Gas mit mehr Propan) und eingespeistes Biomethan.
Diese schwankende Qualität, die sich im Brennwert und im Wobbe-Index zeigt, ist ein massives Problem für hocheffiziente Gasmotoren. Sie sind auf eine stabile Gasqualität ausgelegt. Schwankungen führen zu instabiler Verbrennung („Klopfen”), thermischer Überlastung und erhöhtem Verschleiß von Ventilen und Zylinderköpfen.
Technologie ist unser Antrieb, Effizienz unser Fokus. PowerUP ist darauf spezialisiert, Gasmotoren für diese neue Realität zu rüsten. Unsere Ersatzteile sind robust und widerstandsfähig gegen die variierende Gasversorgung. Wir sichern die Rentabilität Ihrer Anlage, auch wenn der Energieträger ein globaler Mix ist.












